•134
Neue Geschichte.
Virginien. ' Im Jahre 1600 bewilligte Elisabeth englischen Kauf-
leuten das Recht des Alleinhandels nach Indien. Sie traten zu einer
Gesellschaft, der sogenannten „englisch-ostindischen Kompanie,"
zusammen und wurden so die Veranlassung zur Unterwerfung Ostindiens
unter die englische Herrschaft. Die Kompanie legte Festungen an, hielt
ein stehendes Heer und schlug eigene Münzen; 1858 wurde die Herrschaft
der Kompanie aufgehoben, und Indien fiel an die Krone Englands.
o. Tod. Die letzten Jahre wurden der Königin durch mannigfachen
Kummer verbittert; vor ihrem Ende verfiel sie in düsteren Trübsinn. Sie
starb 1603 in ihrem 70. Lebensjahre, nach einer 45 jährigen Regierung.
Zu ihrem Nachfolger hatte sie ihren Verwandten, den König Jacob Vi.
von Schottland, den Sohn der unglücklichen Königin Maria Stuart,
bestimmt. Da Irland schon seit 1172 zu England gehörte, so vereinigte
der Nachfolger Elisabeths als Jacob !. England, Irland und Schottland
und nannte sich „König von Großbritannien und Irland."
»I. Der dreißigjährige Krieg; 1618—1648.
11 Zier böhmische Krieg; 1618-1621.
u. Der böhmische Aufstand. Die beiden nächsten Nachfolger Karls V.,
Ferdinand 1. (1556—1564) und Maximilian Ii (1564—1576), gewährten
den Protestanten Ruhe. Als aber Rudolf Ii. (1576—1612), ein Zögling
der Jesuiten, zur Regierung kam, begannen die Unterdrückungen auf's
neue. Unter seiner Regierung geschah es, daß die Bewohner der Stadt
Donauwörth (nordwestlich von'augsburg) eine Prozession des letzten
noch übrigen Klosters in der Stadt' störten. Der Kaiser sprach die Acht
über die Stadt aus und übertrug die Ausführung derselben dem tüchtigen
katholischen Herzoge Maximilian von Bayern. Als dieser nun die
Stadt eroberte und zum Ersatz der Kriegskosten in seiner Gewalt behielt,
traten die protestantischen Fürsten zusammen und bildeten die Union, '
1608 an deren Spitze Friedrich Iv. von der Pfalz stand. Sie bestand meist
aus Reformierten und stützte sich auf Frankreichs Schutz. Die übrigen
protestantischen Fürsten (Kursachsen, Württemberg und andere) schlossen sich
leider dieser Verbindung nicht an. Namentlich ihre Geistlichen warnten
sie, „weil man nicht an gleichem Joch ziehen dürfe mit den Ungläu-
bigen." (Calvinisten.) Schon im folgenden Jahre bildeten die süddeutschen
katholischen Fürsten, unter ihnen viele geistliche, unter Maximilian von
1609 Bayern die Liga. In demselben Jahre erzwangen sich die Böhmen
von dem Kaiser Rudolf die Religionsfreiheit. Sein Bruder Matthias
hatte ihn nämlich mit Hülfe der'protestanten aus Östreich, Mähren und
Ungarn vertrieben und ihm nur Böhmen gelassen. Matthias hatte den
Protestanten für ihre Unterstützung Religionsfreiheit gewährt; gleiches
Recht beanspruchten nun auch die 'böhmischen Protestanten von Rudolf,
und dieser sicherte ihnen dasselbe in dem sogenannten Majestätsbriefe 1
1 Virgo — Jungfrau.
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Extrahierte Personennamen: Jacob_Vi Maria_Stuart Maria Jacob_! Karls_V. Karls_V. Ferdinand_1._( Ferdinand Maximilian_Ii Maximilian Rudolf_Ii Rudolf Maximilian_von_Bayern Maximilian Friedrich_Iv Friedrich Maximilian Maximilian Rudolf Rudolf Matthias Matthias Rudolf Rudolf
Extrahierte Ortsnamen: Indien Ostindiens Indien Englands Schottland Irland England England Irland Schottland Irland Donauwörth Frankreichs Württemberg Ungarn
Elisabeth, Königin von England.
133
sie auch manches von der äußeren Pracht und den Gebräuchen der
katholischen Kirche beibehalten.
b. Begründung der englischen Seemacht. Unter Elisabeth nahm
Englands Seewesen und Schiffahrt einen bis dahin ungeahnten
Aufschwung. Der Reichtum und Ruhm, welchen sich Portugiesen und
Spanier in Indien und Amerika erworben hatten, lockten auch in Eng-
land ruhmbegierige Männer auf die Bahnen, auf denen jene Helden ihre
Schätze gesammelt und ihre Lorbeeren gepflückt hatten. Unter vielen
anderen ist besonders Drake (spr. Dreek) berühmt, der 1586 die Kartoffel
nach England brachte.
Um' wegen der vielen Angriffe auf seine Besitzungen Rache zu neh-
men, beschloß Philipp von Spanien, mit eiffem großen Schlage
Englands Seemacht zu vernichten. Auch hatte ihn die Hülfe, welche
Elisabeth den Holländern 1 geleistet hatte, in Wut gesetzt; dazu hielt er
einen Zug gegen die englischen „Ketzer" für Gewissenssache. Eine Flotte
von 130 Schiffen, 2600 Geschützen und 20 000 Mann auserlesener
Truppen ward ausgerüstet; Philipp selbst nannte sie die „unüberwind-
liche." Die Kosten der Ausrüstung wurden auf 180 Mill. Mark geschätzt.
Bei dieser drohenden Gefahr zeigte sich Elisabeths Geist und Helden-
mut im hellsten Lichte. Sie befestigte die Küsten, erinnerte ihre Unter-
thanen an die äraurigen Zeiten, welche sie unter Philipp und Maria
erlebt hatten, eilte selbst zu Pferde in das Lager und ermutigte die
Truppen durch begeisterte Worte. Die ganze Nation beeiferte sich, ihr
Beweise der Liebe und Aufopferung zu geben. London gab zweimal so
viel als man begehrte, «so kam eine Flotte von 200 Schiffen zusammen,
die es wegen ihrer besseren Bauart mit denen der spanischen „unüber-
windlichen" Armada wohl aufnehmen konnten.
Diese hatte auf ihrer ganzen Reise widrige Witterung. Auf der
Höhe von England ward sie von den englischen Schnellseglern empfangen,
gegen welche die unbeholfenen spanischen Schiffe nichts ausrichten konnten.
Dazu hatten die Engländer günstigen Wind und geschicktere Matrosen.
Fünf Gefechte verloren die Spanier; sie wagten nicht, durch den Kanal
zurückzukehren, sondern segelten um Schottland, wobei die meisten Schiffe
durch den Sturm verloren gingen. Viele Millionen waren also ganz
umsonst verschleudert. Philipp nahm die Unglücksbotschaft scheinbar mit
dem größten Gleichmute auf und sagte: „Ich habe die Flotte gegen
Menschen, nicht gegen Stürme und Klippen geschickt."
Dieser Sieg verschaffte der jungen englischen Flotte Selbstvertrauen
und Ansehen. Die Engländer setzten die gewinnbringenden Angriffe
gegen die spanischen Besitzungen jetzt noch kühner und offener fort als
vorher. Neue Handelswege wurden gefunden, neue Handelsgesellschaften
gestiftet. In N or d am eri kg gründete Waltherraleigh (spr. Rali)
die erste englische Niederlassung und nannte sie nach seiner Königin
1 Die Niederlande hatten sich unter ihren Vorkämpfern Egmont, Horn und
Wilhelm von Oranien gegen die Tyrannei Philipps Ii. erhoben und sich 1581 ganz
fori Spanien losgejagt. Leider ging dies wichtige Küstenland auch für das deutsche
Reich verloren.
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Extrahierte Ortsnamen: England Englands Indien Amerika England Englands England Schottland Spanien
Die Weltgeschichte.
2s4
unter sich auch selbst der Groömeisterdes Ordens, Johann
von Mulüy, befand, ohne sic verhört zu haben, un-
menschlich foltern und dann lebendig verbrennen, der
Pabst aber hob seiner Seits im Jahr 1312 den ganzen Orden
in allen Ländern auf, obgleich unter vielen Millionen
Menschen auch nicht ein einziger mit Grunde dem Orden
etwas Schädliches nachsagen konnte, wohl ab-er Muth,
Herzhaftigkeit und große, edle Thatcn zugestehn mußte.
Au so ganz satanischen Wüterichen, lieben Leser, konnte
also die Habsucht einen Pabst und einen König machen.
Man erzählt, daß der Grosmeisier, als der Henker ihn
zum Scheiterhaufen schleppte, laut ausgerusen habe: „er
sterbe unschuldig, und erwerbe feine beyden unmensch-
lichen Richter nächstens vor dem Throne des Weltrich-
ters sprechen/'' So wenig auch diese zum Himmel drin-
gende Wehklage des unglücklichen Mannes als ein Wei-
ßagung angesehen werden konnte, so ist doch so viel gewiß,
daß deyde der Pabst — Clemens 5. hieß er, und Philipp
zwey Jahre darauf plötzlich starben. Einer von des letz-
ter« nächsten Nachfolgern, Philipp 6, erneuerte den
Krieg mit den Engländern; allein der Feldzug lief höchst
unglücklich für ihn ab : denn der englische König, Eduard 3,
brachte in der schon erwähnten Schlacht bcy Clecy der
französischen Armee eine so fürchterlich-blutige Nieder-
lage bey, daß 40,000 Franzosen auf dem Platze blieben
und daß bald darauf Calais, einer der festesten Sees
plätzc, in die Hände der Engländer fiel. Dagegen machte
hoch Philipp nachher wiederum einige Eroberungen, vor-
nemlich aber errang er die Provinz Dauphine, von
welcher nachher der jedesmalige Kronprinz Dauphin ge-
nannt wurde. Allein nach langen und blutigen Kriegen
geriethen endlich die Franzosen unter ihrem König Carl 6
fast ganz unter die Bothmäßigkeit der Engländer. Die-
ser Prinz war anfänglich so liebenswürdig und klug, alö die
Frau-
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Extrahierte Personennamen: Johann
von_Mulüy Johann Muth Clemens Philipp Philipp Philipp_6, Philipp Eduard Eduard Philipp Philipp Carl
264 Die Weltgeschichte^
Da sich nun die Geistlichkeit und der hohe Adel weigsrten,'
ihm die verlangte Hülfe zu leisten, dagegen aber die Ab-
geordneten der Städte ihm Unterstützung wicderfahren lie-
ßen; so gab er dem Parlamente die völlige Form, so daß
die Bischöfe und der hohe Adel das Oberhaus, die De-
putaten der Städte aber, nebst dem niedern Adel, das
Unterhaus ausmachten. Unter der Regierung dieses
Königs wurde auch das Fürstenthum Walls, das bis-
her noch von Nachkömmlingen der alten brittlsthm Re-
genten regiert worden war und sich die ganze Zeit über
in Unabhängigkeit erhalten hatte, erobert. Von dieser Zeit
an führt jedesmal der älteste Sohn eines englischen Kö-
nigs den Titel Prinz von Walls. Auf diese Erobe-
rung folgte bald darauf noch eine andere, denn auch
Schottland wurde bezwungen. So erweiterte also die-
ser König die Gränzen seines Reichs durch neue Länder
und sorgte zugleich für die Freyheit seines Volkes du^ch
weise Gesetze. Er starb im Jahr 1307, geliebt und hoch-
geschätzt von der ganzen Nation. Diese Gesinnungen
des Volkes erfuhr zwar anfänglich auch sein Sohn und
Nachfolger, Eduard 2, aber sie grengen gar bald in Ver-
achtung über; denn der zweyre Eduard war ganz
das Gegentherl des ersten: schwach, unentschlossen und
feige. Weil er nun dieser Fehler wegen Schottland wie-
der verlohr, und sich in Walls eine Empörung zuzog,
so wurde er abgesetzt und grausam ermordet: man stieß
ihm ein glühendes Eisen in den After, so daß er unter
den schrecklichsten Quaalen sterben mußte. Auf seinem
Sohn, Eduard 3, rührte wiederum der Geist des Gros-
vaters, und die Engländer hatten an ihm 50 Jahre lang
einen König, der unter die ruhmwürdigsten gehört. Sein
erstes Werk war die Bestrafung brr Mörder feines Vaters
und die Wiedcroberung von Schottland. Als er hier
Ruhe gestiftet hatte, rüstete er sich, die Helfershelfer
zu
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Extrahierte Personennamen: Eduard Eduard Eduard Eduard Eduard_3 Eduard
\
256 Die Weltgeschichte
ken dieses Auftritts den Orden gestiftet und jene Wort«
zum Wahlspruch deffkllben gemacht." Auf diese Festlich-
keit folgte eine allgemeine Trauer; denn die schreckliche
P die, wie ich Euch gesagt habe, in ganz Europa wü-
thete, grassirte auch auf dieser Insel; und eben dies Un-
glück bewog die Heyden kriegführenden Könige, einen
Waffenstillstand zu schließen. Mein dieser dauerte nicht
lange; denn Philipp von Frankreich starb und sein Nach-
folger Joyünn erneuerte den Feldzug. Der schwarze
Prinz gien'g ihm mit einem nur sehr kleinen, aber tapfe-
ren Heer entgegen, erhielt einen vollkommnen Sieg und
bekam sogar den König Johann gefangen. Bey diesem
Glücke zeigte der.vortrefliche englische Prinz- daß er nicht
bloö über Feinde, sondern selbst über Herzen zu siegen
wisset denn statt sich gegen seinen königlichen Gefange-
nen zu brüsten, erwies er ihm die tiefste Ehrerbietung
erhob dessen in der Schlacht bewiesene Tapferkeit, veran-
staltete ihm zu Ehren große Feyerlichkeiten und wartete
ihm, als wäre er dessen Unterthan, bey Tafel auf.. Selbst
die Feinde wurden über diesen Edelmu-th bis zu .Thranen
gerührt und Johann gestand, daß /ihm von femar eige-
nen Dienern nicht so viel Ehrerbietung erwcisert'werde,
als ibm jetzt sein. Feind und Uebcrwinder erweise. Wahr-
scheinlich wird mancher von Euch künftig einmal Gelegen-
heit .habe, einer Schlacht beyzuwohnen. Wenn denn
dieser oder jener unter Euch Groll, Haß, Stolz, Ue-
bermuth oder gar Grausamkeit gegen Ueberwundene, oder
Fliehende zeigen sollte, der denke an den schwarzen
Pl'gzen» Nun hatte also Eduard zwey Könige in der
.Gefangenschaft; — er ließ jedoch den erster« gegen ein an-
sehnliches Löftgeld frey, mit Frankreich aber schloß er
einen sehr-rühmlichen Frieden, in welchem er viele fran-
zösische Besitzungen erhrelt. Vermöge dieses Friedens-
schluffeö kehrte auch der gefangene Jvhñlm gegen Ver-
sprechung
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Extrahierte Personennamen: Philipp_von_Frankreich Philipp Johann Johann Johann Eduard Eduard
Die Geschichte nach Christi Geburt. 267
Brechung eines Lösegeldes von drey Millionen Kronen nach
Frankreich zurück. Als er aber bey seiner Ankunft fand,
daß seine Großen Schwierigkeiten machte, den Vertrag
mit England zu vollziehen, beschloß er, wieder in feine
Gefangenschaft zurückzugehen. Seine Ruthe wider-
nethen ihm zwar diesen Schritt als unpolitisch; aber er
antwortete: „Wenn auch Gerechtigkeit und Treue überall
von der Erde verbannt seyn sollten, so müssen sie doch
noch in der Brust der Fürsten wohnen." Wirklich gieng
er wieder nach England hinüber und bezog da seine alte
Wohturng, ward aber bald darauf krank und starb. Als
die Franzosen wieder zu Kräften gekommen waren, er-
neuerten sie den Krieg gegen England. Der schwarze
Prinz war, als sie den Feldzug: eröfnetcn, gerade krank,
und stand auch nicht wieder von feinem Lager auf; denn
erstarb, betrauert vor der ganzen Nation. Dieser Um-
stand belebte den Muth der Franzosen so sehr, daß sie
alle ihre vcrlohrnen Besitzungen, Calais ausgenommen,
wieder eroberten. Bald darauf, im Jahr J377, starb
auch Eduard Z, ein Regent, unter dessen weiser Regie-
rung England zu einer bewundernswürdigen Größe emvor-
stieg: er machte die Nation tapfer und geehrt, befestig-
te die Staatsverfassung, beförderte Manufacturen und
Handel und war so nach nicht nur der Beschützer, son-
dern auch der Vater seines Volkes. Ihm folgte sein En-
kel, der Sohn des schwarzen Prinzen, Richard 2, als
ein Knabe von n Jahren. Des Vaters Ruhm und des
Gro-vaterö Liebe hatten ihm die volle Zuneigung der
Nation erworben, und seine eigene Jugend verschafte ihm
Nachsicht. Allein eine Kopfsteuer, die er dem Volke auf-
gelegt hatte, und die jede Person von 15 Jahren ohne
Unterschied des Standes und Geschlechts in gleicher Sum-
me zahlen mußte, brachte das Volk anfänglich zum Mur-
ren, und bald daraufzu lauten Klagen; endlich aber
wurde
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Extrahierte Personennamen: Eduard_Z Eduard
Extrahierte Ortsnamen: Christi Frankreich England England England England Richard
Die Geschichte nach Christi Geburt. 375
Vereinigung seiner Nation mit der unsrigcn. Unter ihm
sieng die bisher noch unbeträchtliche Stadt Kopenhagen
an, sich zu erweitern, doch wohnten die Könige noch ei*
rüge Jahrhunderte in der Stadt Roschckb» Sein Bru-
der, Waldemar 2, der nach ihm regierte, eroberte
Tiefland, Curland und Preußen und regierte 40 Jahre
lang mit großer Klugheit und Gerechtigkeit,so , daß erden
Beynamen des Gesetzgebers bekäme Allein ein Schlaf, den
er sich unglücklicher Weise auf einer Unrechten Stelle er-
laubte, brachte ihn auf einmal um alle seine Eroberung
gen. Er war nemlich einst nach einer genossenen Jagd-
parthie auf einer kleinen Insel ohne alle Begleitung ganz
allein mit seinem Sohne eingeschlafen, als ihn ein Graf von
Schwerin, den er beleidigt hatte,überfiel und gefangen nach
Deutschland führte. Nun entzogen sich die deutschen und
wendischen Fürsten der dänischen Oberherrschaft wieder, und
als er endlich die Freyhelt erhielt, war er blos Herr von
Dänemark, wo er jedoch bis an seinen Tod zur größten
Zufriedenheit seiner Unterthanen regierte. Nur seine letzte
Handlung, die er als König und Vater verrichtete, war
verderblich für das Reich: denn er theilte dies unter seine
Söhne, und diese Theilung verursachte eine allgemeine
Zerrüttung, die beynahe hundert Jahre dauerte» Wah-
rend derselben bildete sich auf der Ostsee eine ganz neue,
höchst unerwartete Macht, die deutsche Hanse» Sie nütz-
te die dänischen Unruhen zu ihrem Vortheil, verwüstete
mit ihren Flotten die Küsten der Dänen, zerstörte Kopen-
hagen und zwang die dänischen Könige, ihr wichtige
Handelsvortheile abzutretem Auch andere benachbarte
Machte bedienten sich dieser Gelegenheit, das dänische
Reich klein zu machen, so daß Waldemar 3 , als er im
Jahr 1340 zur Regierung kam, nur ein unbeträchtliches
Stück vorfand. Dieser König hatte daher viele und lang-
wierige Arbeiten, ehe er in seinem Reiche wieder Herr
(Bürgerschule. zttrbd.) S wer-
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Extrahierte Personennamen: Waldemar_3
Extrahierte Ortsnamen: Christi Kopenhagen Schwerin Deutschland Ostsee
Die Geschichte nach Christi Geburt» 299
Reichthümer in kurzer Zeit wie vom Winde zerstreut wor-
den: ein merkwürdiger Beweis, daß nur das durch
Rechtschaffenheit erworbene Gut^ gedeiht. Ebenj dieser
Fluch, der einzelne Räuber trist,tz traf auch die ganze
Ration, welche die Americancr' 'abschlachteten und aus-
plünderen: denn obgleich jährlich ganze Flotten mit
Gold und Silber beladen aus der neuen Welt nach Spa-
nien kamen, so ist doch Spanien von dieser Zeit an bis
auf unfern Tag nicht glücklicher, sondern an Geld und
Menschen armer geworden. Denn das jährliche Zu-
strömen fremder Reichthümer vermehrte die Pracht und
Ueppigkeit, diese beyden Neigungen dagegen erhöhetcn
die Preise der Bedürfnisse; auch machten die Sieger
den Neid der übrigen europäischen Fürsten rege, und
blutige Kriege, einer nach dem andern, brachten einer?
großen Theil der eroberten americanischen Länder in die
Hände der Engländer, Franzosen und Portugiesen.
Luther stellt das reine Christenthum wieder her.
Nun breitete der römische Pabst seine Macht auch
in America aus; statt der reinen, himmlischen, wohl-
thätigen Lehre Jesu wurde nun von staren Dienern den
Mönchen, Blindseyn, Wahn, Maulglaube, Krtzerhaß
und Demüthigung unter den päbstlichen Thron geprediget
und dem, der dies sogenannte Christenthum nicht armeh-
rnen wollte, das Schwerdt ins Herz gestoßen. Auch in
Europa hatte unterdessen die Herrschsucht der Geistlichen
und die Unwissenheit und Sclaverey der Laycnim Ganzen
noch fortgedauert., so sehr auch hie und da durch Hu-
bens Lehre mehr Muth unter die Christen und durch die
vertriebenen griechischen Gelehrten, so wie durch die
Erfindung der Buchdruckerkunst mehr Liebe zu den Wis-
senschaften- und- nützlichen Wahrheiten unter alle Stände
gekommen war. Ja es wagten es jetzt so gar die Pabste,
-en Christen ein Joch aufzulegcn. daß das unerträglichste in
seiner
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3 4°
Die Weltgeschichte»
den Kürzer« zog. Am schimpflichsten lkfim Fahr iz8oem
Krieg mit denn Vsnetianeru ab: denn diese eroberten ihre
ganze Flotte und bekamen ihre Landarmee gefangen. Auch
ihre Besitzungen in Asien verlohrer^sie nach einiger Zeit,
denn die Türken nahmen sie ihnen weg. Weil sie dermeynung
waren, daß ihre Staatsveftaffung an diesem Unheil Schuld
habe, so schäften sie, da sie bisher mehrere Staatsober-
häupter unter dem Rainen Consuls gehabt hatten, diese ab
und vertrauten sich einem einzigen Haupte unter dem
Namen Doge an, das sie noch bis jetzt haben. Gleich-
wohl fiel ihr Ansehen immer mehr, so daß sie sogar säe
gut fanden, sich im Jahr 1396 der Herrschaft von Frank-
reich zu unterwerfen. Bald drauf rissen sie sich jedoch
wieder loö, ergaben sich ihr wiederum, rissen sich über-
mal los und kämpften so mit der Unbeständigkeit des
Glücks und mit inner» Unruhen, bis endlich im Jahr
1528 einer ihrer Landsleute,Ändreus Dvnu,ihnen eine
feste und dauerhafte Freyheit verschafte, die sie bis
jetzt genießen. Da ihre Macht verschwunden war und sie
für sich nichts Großes mehr ausführen konnten, so ver-
einigten sie sich mit andern Staaten. In den letzten
Jahrhunderten hielten sie cs mit Spanien, reizten aber
dadurch den Aorn andrer Machte. Am meisten war Eu-
dewig 14 in Frankreich erbittert gegen sie, weil sie für
Spanien Schiffe baucten. Seine Rache war fürchterlich:
er schoß ihre Stadt, die sonst die Prächtigste hieß, mit
Bomben und Feuerkugeln in einen Schutthaufen. Die
letzte Demüthigung erfuhr dieser Staat vor 20 Jahren
dadurch, daß ercorsica, die einzige ihm übergebliebene
Besitzung, äußerst verächtlich, hart und ungerecht behan-
delte. Diese Tyranncy machte den ganzen Jorn der Cor--
sicaner rege: denn sic griffen unter ihrem tapfern Anführer,
Paskal Paoli, der noch lebt, zu den Waffen und füg-
ten ihren grausamen Unterdrückern vielen Schaden zu.
Da
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Extrahierte Personennamen: Paskal_Paoli
Extrahierte Ortsnamen: Asien Frank- Spanien Frankreich Spanien
Z54 Die Welrgeschichtt.
dreyßigjahngen Krieges zu Eroberungen zu nutzen. Wirk^
kich vcrschafte er sich den größten Theil vom Eljaß,
Breisgau- in Italien Pignerol, und gegen Spanien zu
Perplgnan. Aber während dieses Krieges ftarb Richelieu
im Jahr :64s und sein König folgte ihm nach wenigen
Monaten nach. Die Nation konnte unter dem beständig
gen Getümmel des Krieges nicht viel zu Erhöhung und
Verbreitung gemeinnütziger Kenntnisse thun, zumal da
Rlchclieu, bey aller Klugheit seines Kopfs, gleichwohl sehe
abergläubig war: denn dieser übrigens wirklich aufge-
klärte Mann glaubte nicht nur Hexen und Zauberer,
sondern begünstigte auch die Hexenproceffe und ließ gar
manche unschuldige Mutter aus den Armen ihrer Kinder
reißen und auf den Scheiterhaufen bringen. Bey dem
Tode Ludwigs :Z war sein Sohn und Nachfolger erst
fünf Jahre alt. Es übernahmen daher feine Mutter und
ein kluger Minister, Namens Mazmw, die Regierung,
und der Kronprinz übte sich unter der Führung dieses ge-
schickten Kopfs so lange in der Staatökunft, bis er im
sztm Jahre, unter dem Ramm Ludwig 14, den Scepter
selbst nahm» Dieser merkwürdige König besaß einen un-
Legränzten Ehrgeiz, eine unersättliche Ruhmbegierde, die
Heftigste Eroberungssucht, strebte rastlos nach unum-
schränkter Macht und liebte Verschwendung, Pracht und
Ueppigkeit im höchsten Grade. Alle diese Neigungen zeig-
te er gleich nach seiner Thronbesteigung und suchte sie auch
sämtlich zu stillem Da er einen vortresschen Staatsmi-
nister, Namens Colbert, und an Cond^, Türenne
und Luxemburg die geschicktesten Generale hatte, so half
ihm jener das Staatsruder leiten, und diese gewannen
seine Schlachten. Fast alle seine Nachbaren fiel er ohne
Ursache an, und war auch in den meisten Unternehmungen
glücklich. Den Spaniern nahm er Flandern und Bur-
Zund weg; die vereinigten, Niederlande bekriegte er;
Straß-
TM Hauptwörter (50): [T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T31: [König Ludwig Karl Sohn Maria Frankreich Kaiser Tod England Philipp]]
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Extrahierte Personennamen: Ludwigs Namens_Mazmw Ludwig_14 Ludwig Namens_Colbert